Während das verhältnis von rassimus und sexismus seit den interventionen von women of colour häufig diskutiert wurde und politische effekte bis in die theorien des dekonstruktivistischen feminismus und die debatten der antirassitischen grenzcamps gezeitigt hat, sind die geschlechterkonstruktionen antisemitischer diskurse wenig erforscht oder haben zumindest in den linken debatten zu antisemitismus keinerlei relevanz. Während sich die feministische debatte seit anfang der achtziger hauptsächlich auf die täterinnenschaft von frauen konzentriert hat, also eher die geschlechlichkeit der antisemitischen subjekte denn die der antisemitischen bilder untersucht hat, gibt es eine breitere jüdische debatte, die sich hauptsächlich mit dem geschlechterverhältnis im judentum selbst auseinandersetzt. Texte, die an der schnittstelle der beiden debatten operieren, neigen nicht selten dazu, die geschlechterkonstruktion im judentum mit jener antisemitischer diskurse zu vermengen, was häufig die unbeabsichtigte konsequenz zeitigt, dass der antisemitismus an die jüdinnen rückgekoppelt wird. Entgegen solcher erklärungsversuche, beharrt der vorliegende text auf der antirassistischen erkenntnis, dass beide ebenen strikt zu trennen sind: Mit den jüdinnen hat das antisemitische ressentiment nichts zu tun.rassismus / sexismus / antisemitismus oder die perversen ränder des hegemonialen körpers aus der Frankfurter StudentInnen Zeitschrift diskurs.
Moe - am Samstag, 29. März 2003, 01:30
0815tussi meinte am 29. Mär, 09:19:
interessanter artikel. danke, moe.
diesen absatz hier möchte ich gern hervorheben:"Die stereotype müssen offen sein, damit sich möglichst viel in sie hineinpacken lässt, damit so ziemlich alles, was irgendwie stört dort seinen platz findet, wo es sicher vor heimkehr verwahrt und bekämpfbar ist. Die widersprüchlichkeit und vielfältigkeit dessen, was ausgeschlossen werden muss (...) spiegelt sich in den bildern über die ausgeschlossenen wieder.
Dass es sich bei den bildern der antisemitischen und rassistischen diskurse um verworfene (und in sich widersprüchliche) anteile des hegemonialen subjekts handelt, erklärt nicht nur die innere widersprüchlichkeit der stereotype, sondern auch die ambivalenz des hegemonialen subjekts bezüglich seiner produktionen. Das verworfene eigene, ist gleichzeitig das verachtenswerte, hässliche fremde und das anziehende, erotische, geheimnisvolle, von dem das subjekt nie gänzlich loskommen kann."
aber ein blöder fehler ist denen passiert: das buch von martin walser heisst nicht "tod eines juden", sondern "tod eines kritikers" (und ist ziemlich langweilig).